Geschichte

Zum Gedenken an die Aufnahme der Hugenotten 1685 (Relief am Rotem Rathaus in Berlin)


Die wichtigsten Daten zur Grundstücksgeschichte der Friedrichstraße 129 in Berlin-Mitte:

1672 Bildung der ersten Französischen Gemeinde in Berlin 

vor 1686 Das Grundstück gehört zu einem kurfürstlichen Vorwerk der Kurfürstin Dorothea, welche der
Gemeinde ein Gebäude auf dem heutigen Grundstück zur Nutzung als Hospital überlässt.

1687 Erstmalige Erwähnung des Hospitals und vermutliche Schenkung des Grundstückes durch
die Kurfürstin Dorothea  

1709 Vergrößerung des Grundstückes durch weitere Schenkungen zur Anlegung eines Friedhofes
und Gärten

1710 Erwerb des vorderen Grundstücksteiles an der Friedrichstraße 129, welches bis 1986 den 
Zugang zum Grundstück bildete 

1779 An der Friedrichstraße wird auf Kosten des preußischen Königs Friedrich des Großen ein 
Kinderhospital und gegenüber dem Friedhof eine Bäckerei errichtet.

1805-1807  Errichtung eines neuen Krankengebäudes

1844 Neubau des 1718 gegründete Waisenhauses und der 1747 entstandenen Elementarschule

1857 Etablierung einer Pension für ältere Damen

1872/73 Errichtung des neuen Vorderhauses an der Friedrichstraße und Aufstockung der Gebäude
des Damenpensionats

1877/78 Errichtung des neuen Hospitalgebäudes nach Plänen von G.A. Gaillard. Das Konsistorium der
Französischen Gemeinde zieht aus der Niederlagstraße in das neue Hospital. 

1922 Auf Grund der wirtschaftlichen Lage nach dem 1. Weltkrieg erfolgt die Schließung fast aller sozialer
Einrichtungen auf dem Grundstück. Das Gebäude des ehem. Waisenhauses wird an die Post vermietet.

1923 Verpachtung des gesamten Grundstückes für dreißig Jahre an die Emil Heinicke AG Berlin. Später tritt 
die Dresdner Bank als Pächter ein. Das Konsistorium zieht nach Berlin-Schöneberg.

1924/25  Die Emil Heinicke AG errichtet nach Plänen des Architekten Paul Zimmerreimer (1875-1943) die   
heute nur noch teilweise erhaltenen Wohnhäuser. Das alte Hospitalgebäude wird abgerissen. 
Nördlich des ehem. Waisenhauses wird ein großer Werkstatt- und Garagenkomplex gebaut. 

1926 Beendigung der sozialen Aktivitäten durch die Kirche. Die letzten Insassen des Hospitals ziehen in ein  
neu errichtetes Heim, dem Dorothea-Haus, nach Berlin-Niederschönhausen. Nur das Damenpensionat bleibt 
in der Friedrichstraße.  

1933 Die meisten jüdischen Bewohner emigrieren nach der Machtergreifung Hitlers.

ab 1935 Auf dem Grundstück lassen sich verschiedene Einrichtungen der Wehrmacht und der SS nieder.

1941 Die letzten jüdischen Bewohner werden deportiert.

 1943 - 1945  Schwere Kriegszerstörungen. Das Vorderhaus an der Friedrichstaße, das ehem. Waisenhaus, das
Damenpensionat, das Hospitalgebäude mit Ausnahme des Westflügels und fünf Aufgänge der Wohnhäuser werden
total zerstört. Die übrigen Hausaufgänge werden schwer beschädigt.  

1949 Die Dresdner Bank wird im Ostteil von Berlin enteignet. 

1950 Die Kirche übernimmt wieder selbst die Verwaltung. Der größte Teil der Ruinen wird in den nächsten 
Jahren abgerissen.

1956 Die Ruine des Waisenhauses wird abgerissen. Dabei kommt ein Bauarbeiter ums Leben.

1957-1961 Wiederaufbau der beschädigten Wohnhäuser. Die Kirche überträgt die Verwaltung an die 
Kommunale Wohnungsverwaltung Berlin-Mitte (KWV). 

1986/87 Sanierung der beiden Aufgänge A 1und 2 (heute Claire-Waldoff-Straße 10/12) und Errichtung eines 
neuen Wohnhauses (Friedrichstr. 129 und Claire-Waldoff-Str. 2-8) auf  den Flächen an der Friedrichstraße und 
unter teilweiser Einbeziehung der Flächen des Nachbargrundstückes Nr. 130. 
Die Altbauten erhalten neue Hausnummern.  

1987 Die Französische Gemeinde verkauft das Grundstück an den Staat.

1990 Das Grundstück wird nach der Wiedervereinigung auf Grund der Regelungen im Einigungsvertrag in das Eigentum
des Landes Berlin übertragen. Das Land Berlin überträgt das Eigentum an die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte mbH,
die aus der Umwandlung der ehemaligen volkseigenen KWV Berlin-Mitte entsteht. Der Kindergarten im ehem. Hospitalgebäude
und der dazugehörige Garten sowie ein Teil der Grünflächen hinter den Aufgängen Claire-Waldoff-Straße 10-12 bleiben aber 
zusammen mit dem verwilderten Spielplatz im Besitz des Bezirkes. 

1994 erfolgt die Aufstellung des Gedenkzeichens zur Erinnerung an die Unterzeichnung des Edikt von Potsdam am 29. Oktober 1685.
                   Es handelt sich um eine Pelikan-Skulptur nach Entwürfen des Künstlers Michael Klein.    

        2004 Die Kindertagesstätte "Pelikan" wird zum 01. Januar 2004 an einen freien Träger überführt. Das Grundstück wird geteilt. 
Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte verkauft im Juli 2004 den Neubau Friedrichstr. 129 und alle Gebäude an der Claire-Waldoff-Straße. 

2006 Das Bezirksamt Berlin-Mitte baut einen neuen Kinderspielplatz.

2009 Die Wohnungsbaugesellschaft Mitte beginnt im Frühjahr mit den Planungen zur Sanierung des Hauses.

2013 Im März 2013 beginnen die Sanierungsarbeiten. Zusätzlich werden die Dachgeschosse zu Wohnungen ausgebaut.
Die Fertigstellung ist für Ende November 2013 geplant

2014 Die Bauarbeiten auf dem Grundstück werden im Frühjahr 2014 beendet.
Die Außenanlagen werden nur teilweise erneuert.

2017/2018 Die Wohnhäuser Friedrichstraße 129 und Claire-Waldoff-Straße 2-6 werden saniert.
Im Sommer 2018 beginnen die Sanierungsarbeiten an den Altbauten. Damit verbunden ist auch der Ausbau der Dachgeschosse.
Neben der Nr. 12 wird auf der Fläche der kriegszerstörten Gebäudeteile mit der Errichtung eines neuen Wohnhauses begonnen.
                                    

Die Ruinen standen teilweise noch bis Mitte der 50er Jahre.
Kinder vom Hugenottenviertel vor der Ruine des Aufganges C 1 um 1955.

Blick auf das ehem. "Haus der Technik" auf der anderen Seite der Friedrichstraße. (ca. 1953)
Die Ruine wurde Mitte der 80er Jahre abgerissen. Die Rückfront an der Oranienburger Straße blieb 
erhalten
und war bis 2012 das Kulturzentrum "Tacheles". Die Ruinen auf der linken Seite sind die Reste des 
1944 zerstörten Damenpensionats und vom Hausaufgang B. 

ca. 1954/55

                      Rechts die Ruine der Ende 1943 zerstörten Gillmeister-Klinik, welche sich im ehem. Waisenhaus befand. Das kleine flache Gebäude 
                    zwischen den beiden Ruinen ist das ehem. Waschhaus des Waisenhauses. Seit 1949 wurde es von einer Ofenbaufirma genutzt und wurde
                                    erst Mitte der 80er Jahre wegen des Neubaus der Kita abgerissen.
Die Ruine der Klinik (ehem. Waisenhaus) wurde im Frühjahr 1956 abgerissen.

Die Ruine auf der linken Seite
zeigt in der Mitte die Reste der ehem. Hausaufgänge D 4 und D 5, die später beim Wiederaufbau zur heutigen
                    Hausnummer 129a zusammengelegt wurden. Auf der freien Fläche stand einst der Damenstift.

 
vor 1960
        Blick auf den ehem. Aufgang D 4 und C 3 vor dem
        Wiederaufbau von der Gartenseite aus. In der Ecke             "versteckt" der ehem. Aufgang D 4.
 
Ansicht 2005
Der Zugang zu dem ehem. Aufgang D 4 wurde auf die Rückseite verlegt und trägt heute die Nr. 129a. Aus dem Aufgang C 3 wurde die Nr. 129b. 

 


Spielende Kinder 1955.

Der berühmte Maulbeerbaum ist die einzige Erinnerung an die Zucht der  Seidenraupen, die auf königlichen Befehl im 18. Jahrhundert auf dem Grundstück stattfand.

 
Die Hausnummern der Friedrichstr. 129 wurden 1987 mit der Errichtung der Neubauten geändert. 
Der Neubau an der Friedrichstraße behält die Nr. 129, die Neubauten an der neu angelegten Claire-Waldoff-Str. 
erhalten die Hausnummern 2-8.
Anbei eine Übersicht über die neue Nummerierung und die historischen Hausnummern der durch die 
Kriegszerstörungen nicht mehr vorhandenen Aufgänge und Gebäude:

Alte Hausnummer  Neue Hausnummer 
Aufgang A 1 und 2 Claire Waldoff-Str 10 und 12
Aufgang A 3, B, C 1 und C 2 zerstört
Aufgang C 3 Friedrichstr. 129b
Aufgang D 1 Friedrichstr. 129e
Aufgang D 2 Friedrichstr. 129d
Aufgang D 3 Friedrichstr. 129c
Aufgang D 4 Friedrichstr. 129a
Aufgang D 5 zerstört - Der Rest wurde mit dem Aufgang D 4 zusammengelegt.
Aufgang E Friedrichstr. 129h
Aufgang F Friedrichstr. 129f (heute Kita)
Aufgang G zerstört (ehem. Waisenhaus)
Aufgang H zerstört (ehem. Damenpensionat)
Aufgang J   1986 abgerissen (ehem. Waschhaus)  

 

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